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„Das ist doch ein Kinderspiel“, sagen wir als Erwachsene und meinen damit, daß etwas eine Kleinigkeit, ganz leicht und auch nicht so richtig ernst zu nehmen sei. Das Kind hingegen nimmt sein Spiel durchaus sehr ernst: Hier setzt es „die Dinge seiner Welt in eine neue, ihm gefällige Ordnung“ (S. Freud). Das Spiel des Kindes hat somit viel zu tun mit seiner Kreativität und Phantasie, die aber nicht losgelöst von allem Irdischen existiert, sondern aus seinen Wünschen, Sehnsüchten und Ängsten erwächst.

Freude - das Urgefühl des Kindes

eventuell gestört von Trauer, Haß, Verlorenheit, Angst


Diese Wünsche und Ängste sind dabei vor allem geprägt durch die Anforderungen, die in verschiedenen Lebenswelten (Familie, Kindergarten, Schule) an das Kind gestellt werden: Immer wieder muß das Kind hier lernen, seine persönlichen Bedürfnisse und Wünsche aufzuschieben oder auf diese ganz zu verzichten. Dies ist keine überflüssige Schikane von Seiten der Eltern und Erzieher, sondern eine normale und notwendige Entwicklungsaufgabe: Indem das Kind „erwachsen“ wird, muss es sich auseinandersetzen mit Eltern, Geschwistern, Lehrern, Mitschülern, Freunden etc. und deren Erwartungen, Wünsche und Forderungen mit seinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen abstimmen. Beziehungs-Konflikte sind hier unvermeidlich und sogar produktiv, indem sie das Kind dazu antreiben, andere, alltagstauglichere und kultiviertere Verhaltens- und Erlebensmuster für sich herauszufinden, zu erproben und auszugestalten.


Oft geht diese „Abstimmung“ jedoch auch schief, d. h. die Konflikte können vom Kind nicht oder nicht gut gelöst werden, so dass es schließlich Symptome entwickelt:
Einnässen, Einkoten, Phobien, Zwänge, Hyperaktivität, Aggressivität, körperliche Beschwerden etc., denen man als Erzieher, Lehrer, Mutter oder Vater oft rat- und hilflos gegenübersteht.

 

Pionierinnen der Kinderanalyse: Anna Freud mit Vater, Melanie Klein, Margaret S. Mahler

 

 

 

Eine Spieltherapie setzt nicht unmittelbar an den Symptomen selber an, sondern an der dahinter liegenden emotionalen Problematik: Der Therapeut tritt als Spielpartner des Kindes auf, der nicht nur versucht, im gemeinsamen Spielen die Bedürfnisse, Ängste und Konflikte des Kindes nachzuvollziehen und das Kind mit diesen anzunehmen, sondern er ist zugleich auch bemüht, das Kind im Spiel vorsichtig und wohldosiert dazu zu ermutigen, neue Lösungen für seine inneren wie äußeren Konflikte zu finden.


Im Spiel kann das Kind dabei mit verschiedenen Verhaltens- und Beziehungsmustern experimentieren, ohne daß es dabei Angst haben muß, durch seine "Versuche"  tatsächliche Beziehungen zu Eltern, Geschwistern, Lehrern, Freunden etc. zu gefährden. Hierdurch kann das Kind nach und nach die Sicherheit gewinnen, die es ihm erlaubt, seine realen Beziehungen allmählich neu und anders zu gestalten, womit für das Kind auch die Symptome, die es hervorgebracht hat, überflüssig und bedeutungslos werden und schließlich verschwinden.


Damit ist auch klar, daß eine Spieltherapie nicht ohne die Mitarbeit der wichtigsten Bezugspersonen, in der Regel also der Eltern, auskommen kann: Denn Beziehung ist kein einseitiges, sondern ein wechselseitiges Geschehen und findet immer zwischen zwei oder mehreren Personen statt: Der therapeutische Prozess sollte von daher auch im Alltag des Kindes von den wichtigsten Bezugspersonen mitgetragen und — vor allem in der obengenannten „Experimentierphase“ — übergangsweise auch „ertragen“ werden.

Donald W. Winnicott


In diesem Sinne ist die Spieltherapie kein „Kinderspiel“, die immer schnell, leicht und mühelos von der Hand geht, sondern von allen Beteiligten ein gewisses Maß an Geduld und Mitarbeit erfordert. Die Spieltherapie ist zugleich aber auch — und dies darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden — ein sehr spannender und lebendiger Prozess, der das Kind, die Eltern und nicht zuletzt auch den Therapeuten regelrecht „packen“ und auf manch eine Abenteuerreise mitnehmen kann, die es dann gemeinsam zu bestehen und zu meistern gilt.

Text erstellt von Stefan Nauenheim, Alfred-Adler-Institut Aachen-Köln

 

 

Wilfred Bion

Vordenker und Mystiker der Psychoanalyse

YouTube Video (Vortrag 1977 in London)